Amazon SEO Teil 1: OnPage-Optimierung für eine bessere Platzierung

Nico Wutschijewitsch

Mai 15, 20206 Min. Lesedauer
Amazon SEO Teil 1

INHALTSVERZEICHNIS

Wer nach Informationen sucht, der fragt Google. Wer ein Produkt sucht, der nutzt Amazon. Genau das ist schon längst Realität, wie eine Umfrage von BloomReach zeigt. Demnach gaben 44 Prozent der 2.000 US-Teilnehmer an, als erstes bei Amazon nach einem Produkt zu suchen. 2012 lag der Anteil noch bei 30 Prozent. Nur 34 Prozent der Befragten nutzen nach der aktuellen Umfrage eine Suchmaschine wie Bing, Google oder Yahoo als erste für die direkte Produktsuche.

Amazon ist zum Google für Produkte geworden. 180 Millionen Besucher zählt der Marktführer pro Monat allein in Deutschland. Kaum einer davon quält sich durch ellenlange Kategoriebäume, fast alle konsultieren die Suche. Wo gesucht wird, dahinter verbirgt sich auch immer ein Algorithmus, der bestimmt, was der User (zu erst) zu sehen bekommt. Genau wie bei Google ist es das Ziel von Amazon dem Besucher die bestmöglichen Suchergebnisse zu seiner konkreten Anfrage zu liefern. Gut ist was relevant ist.

Auf dem Marktplatz von Amazon tummeln sich schon jetzt über 40.000 Händler. Weil viele gleiche oder zumindest ähnliche Produkte verkaufen, stehen die Marketplace-Verkäufer in Konkurrenz zueinander und natürlich zu Amazon selbst. Nur wer seine Produkte für Amazons Suchalgorithmus optimiert, der kann aus der Masse herausstechen.

Denn analog zu konventionellen Suchmaschinen fällt der Blick der Besucher auf die lediglich drei bestpositioniertesten Suchergebnisse, wie Untersuchungen mittels Heatmap beweisen. Nur wer es also auf die vorderen Plätze, mindestens aber die erste Seite der Suchergebnisse schafft, der kann seinen Umsatz spürbar steigern. Das gilt ganz besonders für Low-Investment-Produkte.

Eyetracking mittles Heatmap, Effektiv Online-Marketing
Die Aufmerksamkeitsanalyse zeigt per Heatmap (Eyetracking), wo potenzielle Kunden besonders hinschauen. / Quelle: Effektiv Online-Marketing

Amazon SEO: On-Page-Faktoren

Zwischen Amazon und Google gibt es viele Parallelen, aber auch einige Unterschiede. Insbesondere die On-Page-Optimierung gleicht den Methoden aus den Anfängen der Suchmaschinenoptimierung. So spielen Keywords eine große Rolle. Aber auch die Bilder sind von Bedeutung.

Auf die folgend aufgeführten On-Page-Faktoren haben Verkäufer über das Amazon Seller Center selbst Einfluss, was bei den Amazon Offpage-Faktoren nicht immer der Fall ist. Allerdings nur dann, wenn ein Produkt noch nicht bei Amazon gelistet ist. Soll hingegen ein Produkt verkauft werden, dass schon von einem oder mehreren anderen Händlern angeboten wird, dann ist man von der Qualität der vorhandenen Produktangaben abhängig.

1. Produkttitel

Wichtigster Ranking-Faktor bei Amazon ist der Produkttitel. Hier gehören die wichtigsten Schlüsselwörter, nach denen potentielle Kunden mutmaßlich suchen, hinein. Und hier müssen natürlich die wichtigsten Produktmerkmale stehen, um den Interessenten zum Aufrufen des Produkts zu bewegen.

Der Titel muss also so gewählt sein, dass sowohl Kunde als auch Suchmaschine bedient werden. Die einfache Aneinanderreihung von Keywords ist deshalb kontraproduktiv. Stattdessen sollten sie in verkaufsfördernde Produkteigenschaften verpackt werden.

Der Titel sollte nicht länger als 120 Zeichen sein. Nachdem Amazon lange Zeit nur eine Richtlinie vorgab, wurde mittlerweile aufgeräumt und Artikel mit einem zu langen Titel gesperrt.

Zu lange Titel sind schlecht lesbar und wirken daher abschreckend. Zu kurz hingegen sollte er auch nicht sein, allein schon weil der Produkttitel anklickbar ist und zur Produktseite führt. Ein längerer Titel bietet also mehr Klickfläche und steigert die Chance auf eine bessere Klickrate (Click Through Rate).

2. Attribute (Bullet Points)

Direkt neben dem Bild, kurz unter dem Preis, finden sich auf jeder Produktseite die Bullet Points, die bei Amazon „Attribute“ heißen. Sie sind sofort im Blickfeld des Betrachters, ohne scrollen zu müssen. Hier sollten in maximal 15 Wörter pro Bullet Point die wichtigsten Produkteigenschaften stehen. Wichtig: In der mobilen App von Amazon sind nur die ersten 3 Bullet Points zu sehen. Hier sollten also die wichtigsten Infos stehen.

Wie schon im Titel garniert mit sorgfältig recherchierten Keywords. Weil bei Amazon, anders als bei Google, die Konzentration von Keywords keine Rolle spielt, sollten die Schlüsselwörter gewichtet und jeweils nur einmal genannt werden. Alles andere wäre Platzverschwendung und würde zudem als Spam geahndet werden.

Auch bei den Attributen muss auf die richtige Balancen zwischen Keyword-Optimierung und Lesbarkeit geachtet werden. Die Attribute sind nicht nur Faktor für das Ranking in der Amazon-Suche, sondern auch bedeutende Informationsquelle für potentielle Kunden. Deshalb sollten auch alle fünf zur Verfügung stehenden Auflistungspunkte ausgenutzt werden.

Schlecht formulierte und überladene Bullet Points erhöhen die Absprungrate (Bounce Rate), was sich wiederum negativ auf das Ranking auswirkt. Gut genutzt sind die Attribute, wenn sie Alleinstellungsmerkmale und Vorteile des Produkts in den Vordergrund stellen.

Für die Formulierung der Bullet Points ist es hilfreich zu wissen, dass die meisten Kunden im Mid-Tail- bis Long-Tail-Bereich, also nach Wortkombinationen suchen. Gerade in Zeiten von Amazon Echo oder Google Home werden die Anfragen immer länger und als ganze Sätze formuliert. Wer für seine Suche Amazon bemüht, der hat in der Regel bereits eine konkrete Kaufabsicht und wird selten nur nach Oberbezeichnungen (Short-Tail) wie Hose oder nach Marken wie Samsung suchen.

3. Verwandte Schlüsselwörter

Die verwandten Schlüsselwörter tauchen zwar weder auf der Produktseite auf, noch sind sie im Quelltext zu finden, trotzdem sind sie ausschlaggebend für das Ranking. Amazon hat 2017 die fünf Felder zu einem Feld zusammengerafft.

Marketplace Analytics hat in einer Untersuchung herausgefunden, dass Backend Keywords, die 250 Zeichen überschreiten, ignoriert werden. Franz Jordan, Gründer von Marketplace Analytics hat sich außerdem auf dem Merchant Day 2017 in Hannover Zeit genommen und hat uns im Videointerview Rede und Antwort gestanden:

Youtube video thumbnail

Sowohl in der Produktbearbeitungsmaske als auch in den Lagerbestandsdateivorlagen wird als Zeichenbeschränkung mittlerweile jedoch 1-1000 Zeichen angegeben.

Folglich lassen sich hier in Zukunft deutlich mehr Keywords angeben. Getrennt werden die einzelnen Wörter durch Leerzeichen. Bindestriche werden vom Suchalgorithmus als Und-Verknüpfung interpretiert. Wer seine Keywords also geschickt trennt vervielfältigt sie gleichzeitig. So wird man mit „Buch-Kalender“ bei Suchanfragen zu „Buchkalender“, „Buch“ sowie „Kalender“ präsent.

Bisher wurden die Keywords in den Attributen von Amazon höher gewertet, als in den verwandten Schlüsselwörtern. Das hat sich einem Test von Marketplace Analytics zufolge geändert. Demnach will Amazon Keyword-Spamming vorbeugen und hat die Felder für Schlüsselwörter nicht nur erweitert, sondern auch höher gewichtet. Zwar unterhalb des Produkttitels, aber wichtiger als die Bullet Points. Das erleichtert die Wahl der Keywords dahingehend, dass Analysen nicht mehr allzu zeitaufwendig sein müssen, weil nun erst einmal auf Masse statt Klasse gesetzt wird. Auf ein Schlüsselwort mehr oder weniger kommt es kaum noch an.

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Der Produkttitel und die Bullet Points sind neben den Produktfotos die ersten Merkmale, die der Kunde sieht. / Quelle: Screenshot Amazon

4. Produktbeschreibung

Die ausführliche Produktbeschreibung ist auf den Produktseiten von Amazon ziemlich weit unten zwischen allerlei anderen Angaben versteckt. Deshalb beschäftigen sich die meisten potentiellen Kunden nur bei teureren Anschaffungen mit ihr. Bei High-Investment-Ware ist ihre ansprechende und aussagekräftige Formulierung deshalb nicht zu vernachlässigen. Der Platz sollte ausgenutzt werden um die Vorteile des Produkts zu beschreiben.

Als Ranking-Faktor spielt die Produktbeschreibung nur eine untergeordnete Rolle. Hier können Keywords untergebracht werden, die an den wichtigeren Stellen keinen Platz mehr gefunden haben. Wie in den anderen Textfeldern sollte auch hier auf korrekte Rechtschreibung geachtet werden. Das populärste Keyword nützt schließlich nichts, wenn es falsch geschrieben wurde. Außerdem hat die Gestaltung der Produktbeschreibung zumindest indirekt Einfluss auf die Clickrate.

5. Bilder

Gerade günstige und selbsterklärende Produkte werden nicht so sehr über ihre Beschreibung, sondern vielmehr über Fotos verkauft. Häufig entscheiden sie auch darüber, welches Produkt der Interessent in den Suchergebnissen anklickt. Detailreiche und hochwertige Fotos steigern die Verkaufsrate (Conversion Rate) und damit automatisch auch das Ranking.

Es sollten unbedingt hochauflösende Bilder mit mindestens 1.000 mal 1.000 Pixeln verwendet werden. Die sehen nicht nur gut aus, ab dieser Größe funktioniert auch die Zoom-Funktion. Mehr als 1.500 x 1.500 Pixel müssen es wiederum nicht sein, weil Amazon ab dieser Größe wiederum automatisch verkleinert. Grundsätzlich gilt: Je mehr Produktfotos, desto besser.

Weil ein Kunde die Ware im Internet nicht anfassen kann, hilft es sie ihm aus verschiedenen Perspektiven zu zeigen. Echte Verkaufstreiber sind Aufnahmen, die das Produkt im Einsatz zeigen. Eine Tablet-Hülle sollte also auch mit dem eingesteckten Gerät, aufgestellt und möglichst sogar in verschiedenen Situationen (in der Bahn, auf dem Schoss, etc.) präsentiert werden. Auch Logos und Siegel können als Bilder hochgeladen werden. Bei mehreren eingestellten Bildern ist natürlich die Wahl des Hauptbildes, das beispielsweise in Suchergebnissen und Werbemitteln angezeigt wird, von Bedeutung.

Produktbild, Amazon
Das Produkt wird aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Erst auf dem zweiten Motiv sieht der User jedoch, wie die Brille "angezogen" aussieht. Hier besteht Optimierungsbedarf. / Quelle: Screenshot Amazon

Nun haben Sie es in der Hand, Ihren Umsatz auf Amazon zu steigern. OnPage-Faktoren entscheiden maßgeblich darüber, ob potenzielle Kunden Ihre Produkte überhaupt finden und im Anschluss auch kaufen. Aber auch die OffPage- und die Performance-Faktoren sollten nicht ignoriert werden. Wie diese Faktoren optimiert werden können, erfahren Sie in einem weiteren Beitrag von Effektiv Online-Marketing. Fest steht: Amazon SEO ist unverzichtbarer Bestandteil der Marketingstrategie.

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Nico Wutschijewitsch ist als CEO bei Effektiv Online-Marketing für die strategische Kundenbetreuung und -entwicklung zuständig und tritt als Speaker auf Events auf. Mit dem Thema Online-Marketing in all seinen Facetten beschäftigt er sich seit 2005.