E-Commerce und Verbrauchertrends während der Coronakrise

Evgeni Sereda

Apr 24, 20207 Min. Lesedauer
E-Commerce und Verbrauchertrends während der Coronakrise

INHALTSVERZEICHNIS

Und was Unternehmen tun sollten, um die wirtschaftlichen Folgen abzufedern

Während die Öffentlichkeit aufmerksam die Daten des Robert Koch-Institutes verfolgt, rechnet die Bevölkerung mit drastischen Veränderungen in der Art und Weise, wie sie früher gelebt und konsumiert hat. 

Gleichzeitig wissen Unternehmen, dass sich in Folge dieser Veränderungen Geschäftsprozesse ändern werden - Von einer abrupten Veränderung der Lieferkette bis hin zur notgedrungenen Einführung oder profitabler Erweiterungen des E-Commerce-Geschäftes.

Um mit den zu erwartenden Entwicklungen Schritt halten und fundierte Entscheidungen treffen zu können, sollten sie diesbezüglich aktuelle Daten auswerten. 

Deshalb haben wir die neusten SEMrush-Daten zu E-Commerce-Trends, Verbraucherverhalten und veränderten Nachfragen in einem Bericht zusammengefasst, um Unternehmen bei der Bewältigung der vielleicht schwersten Krise unserer Zeit helfen zu können - Der Corona-Pandemie.

Der Einfluss des Corona-Virus auf das Nutzerverhalten

Da 52 % aller Verbraucher versuchen, sich an die Social Distancing-Vorgaben zu halten, kaufen deutlich mehr Menschen online für eine wachsende Zahl neuer Produktkategorien ein. Es ist nicht nur ein genereller Anstieg an Online-Käufen festzustellen, sondern auch eine veränderte Art der Nachfrage. 

Einige der größten Einzelhandelsketten haben bereits im Vorfeld angekündigt, ihr E-Commerce-Angebot ausweiten zu wollen. Die Coronakrise beschleunigt diesen Prozess. Und obwohl diese Unternehmen auf die veränderten Kundenbedürfnisse vorbereitet waren, bringt sie der Wandel in Folge der Krise an ihre Grenzen. So fangen Verbraucher beispielsweise an in Kategorien einzukaufen, für die ein solch rasanter Anstieg des Online-Shoppings nicht abzusehen war. 

Mit der lang erwarteten, jedoch beschleunigten Verlagerung hin zum Online-Shopping, spiegelt sich das Verbraucherhalten während der COVID-19-Pandemie hauptsächlich im Nutzerverhalten wider. 

Daher werden mit anhand der Interpretation der SEMrush-Daten aufzeigen, 

  • Wie sich die Verbrauchernachfrage in den letzten Wochen gewandelt hat

  • Welche Branchen den größten Traffic-Anstieg verzeichnen können

  • Welche Produkte am meisten gesucht werden

Die wichtigsten Auswirkungen der Coronakrise nach Branchen

Da die Corona-Krise nun schon einige Wochen anhält, kann mit Sicherheit gesagt werden, dass Gesundheit nicht das einzige Thema ist, das Nutzer aktuell verstärkt interessiert. Themen und Produktkategorien hingegen, die bei der Überwindung und Beschäftigung während der Isolation helfen, sind ebenfalls von Bedeutung. Wir sehen daher bemerkenswerte Schwankungen in Kategorien wie Haus und Garten oder Bücher und Literatur.

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Zudem haben wir Daten von Besucherzahlen hunderter Top-Websites aus jeder Branche mit der höchsten Volatilität gesammelt (SEMrush Sensor). Wenn man bedenkt, dass es sich bei diesen Branchen um historisch hochvolumige Suchkategorien handelt, impliziert selbst ein Anstieg von wenigen Prozenten Millionen neue Website-Besucher.

Lassen Sie uns die Branchen, welche den meisten Zuwachs an Traffic und Suchen verzeichnen, genauer betrachten.

Auswirkungen des Coronavirus auf die Nachfrage nach Konsumgütern

Bücher und Literatur (+26%)

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Es war zu erwarten, dass die Kategorie “Bücher und Literatur” mit den größten Anstieg an Suchen und Besuchern verzeichnen wird. Wir haben festgestellt, dass besonders Thalia.de, ein Büchergeschäft mit über 340 Filialen im deutschsprachigen Raum, einen massiven Anstieg von 30,3 % verweisen konnte. Doch anhand des Wachstums von Medimops.de lässt sich feststellen, dass auch andere Medien, wie Filme, Spiele und Musik werden verstärkt nachgefragt werden.

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Elektronischer Handel im Gesundheitswesen (+29 %)

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Medizinische E-Commerce Brands, wie etwa Online-Apotheken, sehen insgesamt den größten Anstieg an Besuchern überhaupt. Sowohl etablierte Marken, wie Docmorris.de, als kleinere Marktteilnehmer, wie Versandapo.de, konnten während der Corona-Krise massiv profitieren.

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Dekoration und Einrichtung (+13 %)

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Mit den Isolations- und Kontaktbegrenzungsvorschriften wird Ihr Haus zu Ihrem Büro, Ihrer Schule, einem Restaurant und all den Orten, die Sie früher besucht haben. Daher suchen viele Verbraucher vermehrt nach Dekoration- und Einrichtungsgegenständen. Aus reinem Vergnügen oder utilitaristischen Gründen. Die Onlineshops der entsprechenden Unternehmen konnten wenig überraschend einen Zuwachs an Besuchern verzeichnen. Depot-online.com, Zarahome.com und home24.de gehören hierbei zu den Gewinnern. 

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Einzelhandel (+20%)

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Der Online-Einzelhandel hat von den Umständen ebenfalls massiv profitiert. Die fünf relevantesten Webseiten erleben einen Besucherzuwachs von durchschnittlich 20%. Innerhalb von 3 Monaten haben 157 Mio. zusätzliche Besucher amazon.de aufgesucht. Doch auch deutsche Unternehmen, wie Lidl.de oder Otto.de, konnten mehrere Millionen zusätzlichen Besucher verzeichnen.

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Da fast der gesamte stationäre Einzelhandel geschlossen ist oder ein Besuch als gefährlich gilt, müssen alle Dinge des täglichen Bedarfs - von Lebensmitteln bis hin zum neuen Ladegerät für das iPhone - online gekauft werden. Es ist also nicht überraschend, dass global die Big Player des E-Commerce die meisten zusätzlichen Besucher generieren konnten. 

Amazon, eBay, Walmart, Apple, Aliexpress, - all diese Giganten sind absolute Gewinner der Coronakrise. 

Mode (+19 %)

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Die Kontaktbeschränkungen hielten Verbraucher nicht davon ab, sich weiter über Mode und Kleidung Gedanken zu machen. Letztendlich wird auch die Krise irgendwann vorüber sein und wir können wieder unsere Häuser verlassen. Zudem haben viele große Modeunternehmen die Verkäufe mit Rabatten und Aktionen gefördert. Mehr als 81 Millionen Besucher haben die Webseiten von Bonprix, Zalando, Baur, H&M und AboutYou besucht.

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Auswirkungen des Coronavirus auf das Wachstum der Verbrauchernachfrage an Produkten

Nachdem wir nun einen Überblick über das Wachstum der einzelnen Branchen innerhalb des E-Commerce haben, lassen Sie uns die gestiegene Nachfrage nach einzelnen Produkten aufschlüsseln. 

Die Produktkategorien Haushaltsgeräte, Hobbys und Sportgeräte sehen den größten Zuwachs, da viele Verbraucher ihre Freizeit- und Sportaktivitäten nach drinnen verlagern und ihr Zuhause in eine Multifunktionsfläche verwandeln. Für einzelne Produkte dieser Kategorien hat sich das monatliche Suchvolumen verdoppelt und teilweise sogar vervierfacht.

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Im Sportbereich konnten Hanteln und Yogamatten ein explosives Wachstum verzeichnen. Hanteln wurden im März viermal, Yogamatten dreimal so häufig gesucht, wie im Vormonat. Laufbänder, Gymnastikbälle, Fitnessräume und Heimtrainer sind im Vergleich zum Februar ebenfalls deutlich stärker gefragt. 

Wenig überraschend ist die gestiegene Nachfrage bei Produkten mit direktem Coronabezug, wie Atemschutzmaske, Hygienespray oder Desinfektionsmittel. Zudem suchen deutsche Verbraucher offensichtlich auch im Netz verstärkt nach Toilettenpapier. Eine Steigerung des monatlichen Suchvolumens von 14.800 auf über 1,5 Mio. Mal entspricht einer Steigerung von über 10.000 %. 

Unter den Haushaltsgeräten werden vor allem Bidets, Brotmaschinen, Luftreiniger und Mikrowellen verstärkt gefragt. Zur Freizeitbeschäftigung widmen sich deutsche Verbraucher eher meditativen Hobbys. Yogamatten, Puzzle und Meditation weisen das größte Wachstum auf.

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Die am schnellsten wachsenden Produktkategorien von eBay

eBay ist einer der größten Akteure im US-amerikanischen E-Commerce. Lassen Sie uns einen kurzen Blick auf die Produktkategorien werfen, die während der Corona-Krise den größten Anstieg verzeichnen konnten.

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Die Daten von SEMrush über die am schnellsten wachsenden Produktkategorien von eBay unterstützen die Datenlage, die wir oben im Text dargelegt haben. Das größte Wachstum findet sich in den Kategorien Mode und Hobbys. Nur Smartphones und Autoteile stellen eine Ausnahme zu den übergeordneten Markttrends dar. Die gesteigerte Nachfrage von Smartphones lässt sich wohl auf das Gerücht zurückführen, dass die Lieferkette von iPhones durch das Virus bedroht sein könnte.

E-Commerce und Verbrauchertrends während der Feiertage zur Zeit des COVID-19

Aktuelles Osterbeispiel

Die obigen Daten zeigen, dass einige Verbrauchernachfragen und Präferenzen sich weniger deutlich verändert haben. Feiertage werden immer Feiertage sein, unabhängig von einer Pandemie. Daher haben wir einen Blick auf die Suchanfragen geworfen, die während der Osterzeit ihren Höhepunkt erreichten.

In den vergangenen Jahren eilten die Menschen zu den stationären Geschäften, um Osterleckereien und Geschenke einzukaufen. Die Grundidee blieb uns auch in diesem Jahr erhalten, mit einer einzigen Ausnahme - während der Coronavirus-Pandemie gingen die Menschen online einkaufen.

Hier sind die Daten zu den Veränderungen des Suchvolumens innerhalb der letzten zwei Wochen für einige der populärsten Ostern-bezogenen Keywords:

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Es scheint, als blieben die Kaufgewohnheiten für die Osterfeiertage gleich, während sich die Art und Weise des Kaufprozesses verändert hat. Es ist also klar, dass E-Commerce-Unternehmen oder Marken, die online verkaufen, sich bei ihren Marketingkampagnen auch während der Pandemie mit konservativen aber positiven Prognosen rechnen können.

Was E-Commerce-Unternehmen jetzt tun sollten...

Es ist bereits jetzt abzusehen, dass E-Commerce-Unternehmen langfristig von der Corona-Krise profitieren werden. Trotz der schwierigen Wirtschaftslage und der schwindenden Kaufkraft der Verbraucher, wachsen sie durch die veränderte Situation. 

Doch selbst wenn die Wirtschaft zu einem Normalzustand zurückkehrt, werden die veränderten Verhaltensweisen der Verbraucher mit hoher Wahrscheinlichkeit anhalten. Gerade im E-Commerce manifestiert sich Nutzerverhalten erfahrungsgemäß stark. Selbst wenn Sie momentan aufgrund der wirtschaftlichen Krisensituation Investitionen skeptisch gegenüberstehen, wird der Ausbau Ihres E-Commerce-Geschäfts wahrscheinlich langfristig enorm profitabel sein.

...wenn Sie bereits aktiv online verkaufen:

  • Sofort: Local SEO - Aktualisieren Sie Ihr Google My Business Profil und kommunizieren Sie aktuelle Informationen zu Ihrem Geschäft. Bei Local SEO mit mehreren Standorten muss man einiges beachten und Citation Building nicht vergessen. 

  • Optimieren Sie Ihre Webseite für höhere Rankings, mehr Besucher, eine verbesserte Nutzererfahrung und Verkäufe. Die Online-Kundenerfahrung muss gut durchdacht und optimal umsetzt werden, damit Sie von diesen aktuellen Entwicklungen bestmöglich profitieren. 

  • Multi Channel-E-Commerce: Versuchen Sie Ihr Produktangebot auf zusätzliche Plattformen auszuweiten - von Marktplätzen, wie Amazon, eBay, Aliexpress, Google Shopping, Facebook Shopping bis hin zu Social Media und Vergleichsplattformen. So erschaffen Sie Skalierbarkeit und stellen sicher, dass Sie überall dort sind, wo Ihre Kunden nach Ihnen Produkten suchen könnten.

... wenn Sie noch nicht online verkaufen: 

  • Erstellen Sie Gutscheine: Damit Ihre Kunden bestimmte Produkte und Dienstleistungen buchen, bezahlen und erst später erhalten können. 

  • Erobern Sie einen Marktanteil der bestehenden Nachfrage: Platzieren Sie Ihre Produkte auf den am besten funktionierenden Marktplätzen für Ihre Produktkategorie. Amazon, eBay, Aliexpress, Google Shopping, Facebook Shopping, Instagram Shop - Auf all diesen Plattformen können Sie in kurzer Zeit anfangen zu verkaufen. 

  • Bringen Sie Ihr Unternehmen ins Internet: Selbst wenn Ihr Unternehmen ein klassisches physisches Geschäft ist und weniger digitalisiert werden kann, können Sie über das Internet Aufmerksamkeit erzeugen und Ihre Offline-Umsätze steigern - Von Geschenkgutscheinen bis hin zu Verlosungen auf Social Media - es gibt viele Möglichkeiten.
  • Mit einer Internetpräsenz können Sie nicht nur die bestehende Verbrauchernachfrage bedienen, sondern auch selbst eine schaffen. Beginnen Sie also schnellstmöglich mit Ihren Online-Aktivitäten und bauen Sie sich langsam Kompetenzen auf.
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Seit 5 Jahren verantworte ich das Marketing von Semrush in den deutschsprachigen Ländern. Seit 2010 bin ich ein leidenschaftlicher SEO. Die Kombination aus SEO und Marketing setzte ich bei großen Projekten wie die Implementierung der SEO-Maßnahmen und Marketing-Prozessen bei einem großen Retailer. Dabei betreue ich auch kleine Projekte, denn auch mal Hand anzulegen, das macht mir viel Spass. Meine Erfahrung und mein Wissen teile ich gerne mit dir.