Google hat sich in Europa und Deutschland mit der Websuche einen riesigen Marktanteil gesichert. Das Unternehmen dominiert so sehr, dass alternative Suchmaschinen kaum noch ins Gewicht fallen — und kaum bekannt sind.
Beim genaueren Hinsehen ist der Markt jedoch überraschend groß. Es gibt unzählige alternative Suchmaschinen. Diese bieten teilweise mehr Datenschutz, andere sind kinderfreundlicher, weitere bemühen sich um Nachhaltigkeit oder pflanzen Bäume. Welche alternativen Suchmaschinen außer Google gibt es und welche Besonderheiten weisen diese auf? Dieser Artikel stellt dir die wichtigsten Konkurrenten von Google vor und nennt ihre Vorzüge.
Die Marktsituation: Google dominiert, aber es gibt viele Alternativen
Weltweit ist Google laut Statscounter im August 2022 ganz klar mit riesigem Abstand die wichtigste Suchmaschine. Der Marktanteil liegt bei rund 92 Prozent. In einzelnen Ländern ist die Situation jedoch anders. In China ist Baidu, in Russland Yandex und in den USA Bing eine ernstzunehmende Google-Alternative. Für Deutschland sind die Marktanteile wie folgt verteilt:
- Google: 90,36 Prozent
- Bing: 5,59 Prozent
- DuckDuckGo: 1,11 Prozent
- Ecosia: 0,92 Prozent
- Yahoo: 0,78 Prozent
- Yandex: 0,44 Prozent
Unterschiede bestehen zwischen Desktop und Mobilgeräten. Auf dem Desktop kommt Bing zum Beispiel durch den integrierten Edge-Browser auf 12,49 Prozent, während Google nur 81,63 Prozent auf sich vereinen kann. Bei Smartphones dreht sich das Verhältnis um. Hier erreicht Google getrieben durch Android sogar 96,31 Prozent, während Bing nur noch 0,86 Prozent erzielt.
Diese Daten unterstreichen die ungeheure Marktmacht von Google. Viele User nehmen daher hin, dass der Konzern auch ihre Daten wie Standort, IP, Suchverhalten und ähnliches speichert, auswertet und für sich nutzt. Diese Daten fließen sogar als personalisierte Ergebnisse in die Anzeige der Trefferlisten ein. Das gilt ganz besonders für die lokale Suche.
Nicht dabei: alternative Suchsysteme
Einen Aspekt solltest du bei der Bewertung dieser Daten beachten: Es handelt sich um eigenständige Suchmaschinen. Diese nehmen Webseiten aus dem gesamten Internet in ihren Index auf. Ausgenommen von der Betrachtung sind dagegen alternative Suchsysteme wie die von Facebook, YouTube oder Amazon. Diese lassen anders als Suchmaschinen nur die Suche auf eigenen Seiten oder einem eigenen Netzwerk zu.
Wie funktionierte eine Suchmaschine — und warum sind Google und Bing bedenklich?
Suchmaschinen schicken Bots durch das gesamte Internet. Diese Webcrawler hangeln sich von Link zu Link und lesen Inhalte der Fundstellen aus. Diese Inhalte indexieren sie in einer gigantischen Datenbank. Nach speziellen Suchalgorithmen gewichten die Angebote die verschiedenen Webseiten und liefern dann auf Anfragen entsprechende Trefferlisten aus. Die konkrete Programmierung der Algorithmen ist bei den meisten Suchmaschinen geheim, nur wenige Angebote haben einen offenen Quellcode (open Source).
Finanzierung und Datenschutz von Suchmaschinen
Zur Finanzierung gehen die Anbieter verschiedene Wege. Nutzerzahlen sind eine wichtige Basis. Denn speziell Werbeanzeigen bringen viel Geld. Für diese und zur Verbesserung des Algorithmus nutzen die großen Suchmaschinen Tracking-Codes und setzten ggf. Cookies.
Das sind aber nicht alle Daten, die eine Suchmaschine erhebt. Auch die IP-Adresse wird gespeichert, um lokale Suchergebnisse anzuzeigen oder relevante Zuspitzungen für Anzeigen zu erzielen. Ebenso nutzen die Suchmaschinen Analyse-Tools, um die Bewegungen der User zu verfolgen.
Das Problem: Die Privatsphäre wird dadurch untergraben. Durch diese Daten wird der User zum gläsernen Surfer und bleibt nicht anonym. Denn die gesammelten Informationen lassen sich zum Beispiel über die IP-Adresse personalisieren und daraus Nutzerprofile erstellen.
Das sind wichtige Gründe, warum viele User gern eine andere Suchmaschine nutzen möchten. Alternativen sind insbesondere zu Google gefragt. Dazu zählen auch Bing, Yandex und Baidu, die jedoch ein ähnliches Angebotskonzept verfolgen und einen eher mangelhaften Datenschutz bieten.
Alternative Suchmaschinen zu Google — häufig etwas sicherer und mit mehr Privatsphäre
Die Google-Alternativen haben zwar nur einen geringen Marktanteil. Aber ihre Angebote sind dennoch umfangreich. Zugleich bieten andere Suchmaschinen genau das, was Google nicht hat: einen größeren Fokus auf Datenschutz. Es gibt sehr viele dieser Angebote. Einige davon möchten wir dir in diesem Artikel vorstellen und ihre Besonderheiten nennen.
Bing — die wichtigste Alternative zu Google
Bing von Microsoft ist die größte Suchmaschinen-Alternative zu Google. Du findest hier alles, was du auch von Google kennst: Karten, Videos, Nachrichten, viele weitere Funktionen. Das alles hat auch einen „Preis“. Denn Microsoft sammelt über Bing ähnlich wie Google umfangreiche Daten der User. Wenn du beim Surfen auf deine Privatsphäre achten möchtest, sind andere alternative Suchmaschinen eine bessere Wahl.
Die Suchergebnisse basieren auf eigenen Webcrawlern und einem eigenen Algorithmus. Sie unterscheiden sich daher von Googles Trefferlisten. Microsoft gibt immer wieder Hinweise, worauf Webseitenbetreiber bei der Suchmaschinenoptimierung für Bing achten sollten. Allerdings unterscheiden sich diese Informationen kaum von denen von Google. Kurz: Biete den Usern eine richtig gute Seite. Allerdings wirken Links auf das eigene Projekt tendenziell stärker als bei Google. Ebenso kann es bei langsamen Webseiten eher zu Rankingverlusten kommen. Wer Bing-SEO betreiben möchte, sollte daher neben guten Inhalten das eigene Linkprofil und die technische Qualität der Webseite im Blick haben.
Bing kooperiert mit verschiedenen alternativen Suchmaschinen. So greifen unter anderem DuckDuckGo, Qwant, SwissCows und Ecosia zumindest teilweise auf die Datenbasis von Bing zu. Wenn du deine Webseite für verschiedene Suchmaschinen optimieren möchtest, solltest du daher neben Google insbesondere die Anforderungen von Bing im Blick haben.
Fun fact: Das Gerücht, dass BING für "Because It’s Not Google" steht, hält sich seit langem sehr hartnäckig. Microsoft hat dieses Gerücht nie bestätigt. Aber auch nicht dementiert.
Yahoo — der Uraltwebkatalog lebt
Yahoo ist ein wahrer Dino unter den Suchmaschinen. Das Angebot gehört nach wie vor zu den populärsten Portalen, allerdings mit einem klaren Schwerpunkt in Nordamerika. In der Anfangszeit des Internets waren die Websuche und der Katalog des Unternehmens sogar führend. Heute basieren die Ergebnisse auf dem Index von Bing.
Ähnlich wie Google und Bing ist Yahoo nicht für Datenschutz bekannt. Der Dienst sammelt umfangreiche Daten und wertet diese unter anderem zur Verbesserung der Angebote aus. Das Unternehmen gehört zudem zu Verizon, einem amerikanischen Telekommunikationsdienstleister. Dieser steht in der Kritik, seine Daten einigen Geheimdiensten zur Verfügung gestellt zu haben.
Yandex — die russische Antwort auf Google
Die Suchmaschine Yandex aus Russland ist ähnlich wie Google und Bing aufgebaut. Kritiker werfen dem Angebot vor, dass der russische Staat in das Angebot eingreife und Daten der Nutzer ausspähe. Trotz eines schlechten Rufs beim Datenschutz gehört Yandex zu den fünf größten Suchmaschinen der Welt.
Baidu — der chinesische Suchdienst
Die Suchmaschine Baidu aus China ähnelt Google und ist in Fernost sehr beliebt. Sie bietet einen selbst gecrawlten Datenbestand. Allerdings sind die Suchergebnisse zensiert und dadurch keine sinnvolle Alternative zu anderen Angeboten. Auch beim Datenschutz hat sich Baidu bisher nicht positiv von der Konkurrenz abgesetzt. Hier surfst du nicht anonym.
Startpage — Google mit verbessertem Datenschutz
Die Suchmaschine Startpage nutzt die Suchfunktion von Google. Allerdings gibt es einen Unterschied. Die Suchmaske ist eine Art Privacy-Filter. Sie löscht deine IP-Adresse, alle Tracking-Cookies und weitere Geo-Daten. Dann fragt sie bei Google an und liefert dir das Ergebnis zurück. Dadurch ist Startpage eine sichere Version von Google. Allerdings ist der Betreiber in den aus Sicht der EU beim Datenschutz als unsicher geltenden USA ansässig.
DuckDuckGo — Bing mit verbessertem Datenschutz
DuckDuckGo ist als sichere Alternative zu Bing bekannt. Die Suchergebnisse stammen aus mehr als 400 Quellen, darunter eigene Webcrawler und Daten von Bing. Der Dienst aus den USA sammelt keine personalisierbaren Daten wie IP-Adressen oder Tracking-Codes. Die Suchmaschine nutzt jedoch Amazon-Server und speichert die Suchanfragen. Beides gilt als negativ für den Datenschutz.
Eine Besonderheit bietet DuckDuckGo mit „Bangs“: Der Suchbefehl „!w“ kombiniert mit einem Suchbegriff führt dich direkt auf die Wikipedia-Seite zum gesuchten Keyword. Analog kannst du nach dem „!“ eine Domain eingeben, auf der zu suchen ist.
Qwant — europäische Suche mit viel Privatsphäre
Die Suchmaschine Qwant ist in Frankreich ansässig. Sie wirbt mit besonders starken Privatsphäre-Einstellungen. Das Unternehmen sammelt keine personalisierten Daten und verzichtet auf Cookies, IP-Adressen sowie Tracker. Die Suchanfragen werden jedoch sieben Tage lang pseudonymisiert gespeichert.
Qwant nutzt einen eigenen Webcralwer, der das Internet nach spannenden Funden durchsucht. Allerdings sind die Suchergebnisse mit Daten von Bing angereichert.
Besonderheit: Qwant Junior ist ein kindgerechter Ableger, der sich ausdrücklich an junge User richtet.
Swisscows — familienfreundliche Suchmaschine aus der Schweiz
Die Suchmaschine Swisscows aus der Schweiz bietet einen eigenen deutschsprachigen Index. Dieser wird für internationale Seiten durch den Datensatz von Bing ergänzt.
Diese alternative Suchmaschine speichert keine persönlichen Daten wie Cookies, IP-Adressen oder Tracking-Codes. Anfragen an Bing werden sogar über eine Firewall gesendet, die alle personenbezogenen Daten herausfiltert. Es ist eine Suchmaschine ohne Rückverfolgung.
Besonderheit: Swisscows hat Gewalt und Pornografie den Kampf angesagt. Solche Webseiten werden nicht in den Index aufgenommen, wodurch die Suche als familienfreundlich und für Kinder geeignet gilt.
Ecosia — Suchen und Bäume pflanzen lassen
Eine sehr nachhaltige Unternehmensausrichtung hat die Suchmaschine Ecosia. Wenn dir etwas an CO2-Reduktion und Klimaschutz liegt, bist du bei Ecosia richtig. 80 Prozent des Gewinns investiert die alternative Suchmaschine aus Berlin in Baumpflanzprojekte. Umgerechnet ist das etwa ein Baum pro 500 Suchanfragen.
Die Suchergebnisse basieren auf dem Datenbestand von Bing und werden neu gewichtet. Bei den Suchanfragen werden jedoch einige Nutzerdaten übermittelt. Der Datenschutz ist zwar besser als bei einigen Konkurrenten, aber Ecosia besticht eher als umweltfreundliche Suchmaschine als durch starken Datenschutz.
Gexsi — suchen und soziale Projekte unterstützen
Die Suchmaschine Gexsi versteht sich als Social Business. Die Organisation spendet 100 Prozent der Gewinne. Die Gelder gehen an soziale Projekte.
Die Plattform nutzt die Suchmaschine von Bing. Dabei haben die Betreiber Maßnahmen ergriffen, um den Datenschutz deutlich zu verbessern.
Besondere alternative Suchmaschinen mit anderen Schwerpunkten
Es gibt über diese und viele weitere alternative Suchmaschinen hinaus Angebote, die sehr speziell sind. Diese verstehen sich nicht als typische Websuche, sondern als Suchfunktion für eine Nische. Einige davon lernst du hier kennen:
- MetaGer: Diese sehr alte Suchmaschine bietet einen parallelen Suchdurchlauf auf mehreren Suchmaschinen an. Diese Meta-Suche umfasst Daten von Bing, Yahoo, Yandex und vielen weiteren Datenquellen. Der Betreiber ist ein deutscher Verein, der keine personalisierbaren Daten speichert und auf Ökostrom setzt.
- Blinde Kuh: Diese Suchmaschine richtet sich an Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Das Angebot wird manuell und automatisch zusammengestellt sowie medienpädagogisch aufbereitet. Es entspricht zudem europäischen Datenschutznormen.
- Frag Finn: Auch diese Suchmaschine ist für sechs- bis zwölfjährige Kinder gestaltet. Sie basiert auf einer manuell gepflegten „Whitelist“, die nur pädagogisch unbedenkliche Inhalte enthält. Besonderheit: Frag Finn bietet stellenweise Informationen in leichter Sprache.
- Wolfram Alpha: Diese Suchmaschine ist für Daten und Zahlen geschaffen. Du kannst nicht nur entsprechende Quellen suchen. Sondern du kannst auch mathematische Berechnungen durchführen. Für Zahlen und Wissenschaft ist diese Suchmaschine top.
- Ask: Diese Suchmaschine ist ideal, um gezielte Fragen zu stellen. In allgemeinen Suchanfragen zeigt sie zudem weiterführende Fragestellungen an, um noch mehr Infos zu finden. Der Betreiber sitzt in den USA, der Datenschutz ist nicht auf EU-Niveau.
- Boardreader: Diese Suchmaschine beschränkt sich auf das Crawlen von Foren. Der Datenbestand enthält daher nur Beiträge, die User an solchen Community-Boards gepostet haben. Der Datenschutz unterliegt dem us-amerikanischen Recht und entspricht nicht dem EU-Standard.
Große Auswahl, aber was ist die beste und sicherste Suchmaschine?
Diese Auflistung von Suchmaschinen Alternativen ist längst nicht vollständig. Aber sie bietet dir einen guten Eindruck, welche Möglichkeiten du hast, wenn du auf Google verzichten möchtest. Wir haben einige Tipps, welche Suchmaschine du wann nutzen solltest.
Was ist die beste Suchmaschine?
Welche die beste oder sicherste Suchmaschine ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Dazu müsstest du alle Nutzungsbedingungen und technischen Grundlagen miteinander vergleichen und die für dich angenehmste auswählen. Aber sicher ist: Die besten Suchmaschinen sind die, bei denen du sehr gute Antworten auf deine Suchanfragen erhältst.
Wie lassen sich Google und Bing datenschutzkonform nutzen?
Mit Startpage für Google und DuckDuckGo für Bing stehen dir zwei Suchmaschinen zur Verfügung, die den Datenschutz stark verbessern. Sie filtern personalisierbare Daten aus den Suchanfragen heraus und liefern die gleichen Ergebnisse wie die hinterlegte Suchmaschine. Einen perfekten Datenschutz bieten sie dennoch nicht, da sie in den USA ansässig sind oder Daten mit Servern in dem Land austauschen.
Welche ist die sicherste Suchmaschine, die keine Daten trackt?
Auch die sicherste alternative Suchmaschine gibt es nicht. Wenn du anonym surfen möchtest, gewährleisten Angebote wie Qwant und Swisscows einen guten oder verbesserten Datenschutz. Beide haben mit Bing zudem einen großen Index hinterlegt.
Eine sichere Suche gewährleistet MetaGer, die keine Daten trackt. Der Datenbestand ist jedoch trotz Meta-Suche kleiner und enthält keine Seiten, die ausschließlich bei Google indexiert sind.
Welche Suchmaschine ist für Kinder besonders geeignet?
Sowohl Qwant Junior als auch Swisscows gelten als besonders familientauglich. Besser geeignet für Kinder sind jedoch medienpädagogisch begleitete Suchmaschinen. Dazu gehören unter anderem Frag Finn oder Bunte Kuh.
Mit welcher Suchmaschine kann man die Umwelt besonders schützen?
Ecosia ist trotz Bemühungen nicht die erste Wahl in Sachen Datenschutz. Aber die Suchmaschine spendet 80 Prozent der Gewinne für das Aufforsten. Wenn du Bäume mit deiner Suche pflanzen möchtest, sind Ecosia oder andere umweltfreundliche Suchmaschinen die vielleicht beste Adresse.
Welche Suchmaschine ist besonders sozial?
Solltest du lieber ein soziales Projekt unterstützen wollen, sind alternative Suchmaschinen wie Geksi ein Tipp. Diese Anbieter spenden einen großen Teil der Gewinne an soziale Projekte und machen durch deine Suche die Welt ein Stück besser.
Fazit: Die Qual der Wahl, aber Websuche funktioniert auch ohne Google
Die Auflistung von alternativen Suchmaschinen zeigt eins deutlich: Es geht auch ohne die Datenkrake Google. Du kannst Google sogar über Startpage mit einer verbesserten Privatsphäre nutzen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Angebote, die ein deutlich sichereres Surfen und mehr Datenschutz erlauben.
Die Auswahl ist groß und nicht alle Angebote sind perfekt. Aber wenn du wirklich möchtest, kannst du auf Google verzichten. Du findest mit den genannten und vielen weiteren alternativen Suchmaschinen eine Alternative zu Google. Auf Wunsch kannst du sogar die Umwelt schützen oder einen Beitrag für soziale Projekte leisten.