Warum es meistens nicht die Inhalte sind, wenn eine Website in den Suchergebnissen Positionen verliert.
Wer Positionen in den Suchergebnissen verliert, der denkt zunächst an seine Inhalte. Sind diese gut genug? Reichen die Themen aus, um sich konstant auf den vorderen Plätzen in Google zu etablieren? Gerade dann, wenn man für bestimmte Keywords Plätze verliert, für Kombinationen daraus aber nicht, liegt ein Problem mit den Backlinks vor.
Der leichteste Weg in die Top Ten Suchergebnisse bei Google zu kommen besteht also nicht darin, erstklassigen Content zu schreiben und damit alle Mitbewerber auszustechen. Der leichteste Weg in die Top Ten besteht aus guten Backlinks für die eigene Seite ( Linkbuilding) und schlechten Links für die Mitbewerber. Klassisches Negative SEO.
Negative SEO wird häufig deshalb angewandt, weil die beauftragte Agentur es nicht schafft, den Kunden mit “sauberer Arbeit” auf Seite 1 zu bringen bzw. nicht in der Lage ist eine saubere Backlinkaufbau-Strategie zu entwickeln. Mit negativen Maßnahmen soll die Abwertung der Wettbewerber/Websites in den Google Suchergebnissen provoziert werden. Im schlimmsten Fall erfolgt der Ausschluss aus dem Google Index.
Da dies oftmals schneller und einfacher realisierbar ist, boomt das Geschäft mit Negative SEO seit Jahren.
Aber solche Attacken gehören in den Bereich Wirtschaftskriminalität und sind strafbar.
Negative SEO Attacken erfolgen in den verschiedensten Branchen. Selbst kleine, lokale Unternehmen sind vor schlechten Links nicht in Sicherheit.
Wie definiert sich generell ein schlechter Link?
Ein Link ist von Natur aus weder gut noch schlecht. Wo ein Backlink von zwielichtigen Webseiten für eine Erotikseite vielleicht positiv ist, kann derselbe Backlink für ein Unternehmen im Maschinenbau schlecht sein. Folglich ist ein Link immer dann als schlecht zu bewerten, wenn er keine Relevanz für die eigene Website besitzt. Das wiederum bedeutet auch: Es gibt gute Links von schlechten Webseiten und es kann auch schlechte Links von guten Websites geben.
Schauen wir uns also an, welche Links Google als schlecht empfindet.
Schauen Sie sich auch die vollständige Aufzeichnung aus dem Praxis-Webinar mit Ralf Seybold an.
Welche Links straft Google ab?
Es ist nicht einfach, die Google Penalty zu erkennen und zu beseitigen.
Google ist in seiner Definition da sehr einfach:
● Ge- oder verkaufte Links, die Pagerank weitergeben (Links oder Posts gegen Geld, Waren, Dienstleistung oder “kostenlose Produkte”)
● Exzessiver Linktausch oder Partnerseiten zum ausschließlichen Zweck der gegenseitigen Verlinkung
● Artikel-Marketing im großen Stil oder das Posten von Kampagnen als Gast mit Ankertext Links, die viele Keywords enthalten
● Verwendung automatisierter Programme oder Dienste, um Links zu erstellen
● Verlangen von Links im Rahmen von Nutzungsbedingungen, ohne dass dritte Rechteinhaber den PageRank mithilfe des Attributs “NoFollow” oder einen anderen Methode blockieren können.
● Textanzeigen oder Werbung oder Pressemeldungen ohne das Attribut “nofollow”
● Links mit optimiertem Ankerkertext in Artikeln oder Pressemitteilungen, die auf Websites verteilt sind.
● Verzeichnisse oder Bookmark-Seiten von niedriger Qualität
● Versteckte Links, Links von geringer Qualität oder Links mit übermäßig vielen Keywords
● Links in Fußzeilen von Webseiten und Vorlagen
● Forum-Kommentare mit optimierten Links im Post oder in der Signatur.
Seit dem Penguin 4.0 Update von Google im September 2016 kann eine Abstrafung seitenweit erfolgen oder aber vom Rankingverlust sind nur einzelne spezifische Keywords, eine Subdomain (z.B. blog.domain.com), ein Ordner (www.domain.com/kaufdas/) oder einzelne Seiten (www.domain.com/beste-autoversicherung.html) betroffen.
Die unterschiedlichen Arten von Negative SEO Attacken und wie man sie in SEMrush erkennen kann.
1. Hacking
Die Website wird gehackt, um
a) die Robots.txt zu manipulieren, die Seiten alle als NoFollow, NoIndex zu betrachten
b) Inhalte gezielt zur Weiterleitung auf andere Seiten zu manipulieren
c) Malware oder Phishing zu installieren
d) Sitemaps zu Seiten mit Werbeangeboten zu erstellen
Das Beispiel zeigt die Auswirkung eines feindlich übernommenen Search Console Accounts. Hacker haben dort riesige Mengen an Werbespam in Sitemaps platziert. Gleichzeitig wurde die Website so manipuliert, dass der Besucher auf asiatische Shopping-Seiten verwiesen wurde. Google hat die Website in den Suchergebnissen als “hacked” markiert. Es gab eine manuelle Abstrafung, die innerhalb von 24 Stunden erfolgreich beseitigt werden konnte.
Aber wie findet man solche Probleme?
Hacking findet man oft in der Google Search Console selbst oder aber im Backlink Audit Tool von SEMrush über die Rubrik Target Pages.
Gerade wenn Google Analytics mit SEMrush verbunden wurde lassen sich auffällige Seitenbesuche anzeigen, die auf Webseiten erfolgen, die nicht originär eingestellt waren. Häufig erkennt man das an Kürzeln oder seltsamen Namen einer Website, wie z.B. Domain.de/3n4gtv/ oder ähnlicher Darstellung.
Sinnvoll ist auch, die .htaccess Datei zu überprüfen, ob dort entsprechende Routinen enthalten sind, die nicht zum normalen Ablauf gehören.
2. Spamming aus Linkfarmen und Verzeichnissen
Eine Website erhält eine massive Anzahl von Links aus Linkfarmen und minderwertigen Verzeichnisseiten.
Bestes Beispiel dafür ist die Vielzahl von scheinbaren Webseiten-Rankings und -Listings, wie z.B. The Globe.
Seiten in solchen Linkverzeichnissen sind schon für wenige US-Dollar im Jahr platzierbar und sorgen sehr schnell für eine deutliche Verschlechterung einer Seite.
Im SEMrush Backlink-Audit finden sich Link-Verzeichnisse z.B. über den Filter
aber auch über eine Suche nach konkreten Ankertexten. Häufig sieht man die entsprechenden Texte bereits in der Übersicht des Audits, wenn man sich die Top-Anker anschaut.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der konkreten Suche nach “. meinedomain.de”.
Meistens haben diese Domains einen hohen toxischen Score. Diese Einträge sind dann sehr häufig auch mit anderen Domainnamen, aber der selben IP oder als Spiegelseiten vorhanden.
Solche Seiten können dann direkt über den Bereich “Aktionen” als schlecht markiert werden, inkl. sämtlicher IPs und Spiegelseiten.
3. Hotlinking
Unter Hotlinking versteht man reine Aufzähl- bzw. Weiterleitungsseiten mit Bildern & Ressourcen.
Auf verschiedenen Webseiten werden Inhalte von der Original-Website verwendet. Dieser Duplicate-Content dient dazu, mit schlechten Erweiterungen, die Seite entsprechend zu diskreditieren. Teilweise erfolgt sogar eine Verlinkung über die Canonicals (also ohne einen direkten Backlink auf der Seite aufzubauen).
Hier werden z.B. Bilder direkt von der ursprünglichen Webseite verlinkt.
oder aber es wird konkret von einer Domain über Weiterleitungsroutinen auf eine nutzlose Webseite verlinkt.
Über das Audit-Tool findet man diese Verlinkungen oftmals dann, wenn man nach einem leeren Anker sucht.
Ähnlich wie bei den Linkverzeichnissen von “The Globe” ist auch hier ein erster Blick in die Top Anker sehr hilfreich, damit man verdächtige Verlinkungen entdeckt.
Die einzelnen Ergebnisse sollte man in jedem Fall überprüfen, so wie man generell jeden Link manuell überprüfen sollte und sich niemals zu 100% auf den Algorithmus des Tools verlassen darf.
4. Inhaltsdiebstahl
Gute Inhalte werden mit negativen Inhalten gepaart. Erschreckend ist dabei, wie nah die Kopien an den originalen Webseiten sind.
Original:
Und Fälschung:
Häufig sind solche Seiten mit Kreditgeschäften, Casino, Porno oder Dating-Services in Verbindung zu bringen. Für die eigenen Seiten sind das sehr schlechte Referenzen und bringen weder einen Nutzen, noch vermitteln sie Relevanz.
Inhaltsdiebstahl ist mit den üblichen Tools schwer zu finden. Im Backlink-Audit von SEMrush kann gegebenenfalls über den Anker ein solcher Link gefunden werden, wenn man gezielt nach entsprechenden Worten sucht.
Man kann aber auch mit Tools wie Copyscape oder mit einer Suche eines kopierten Textes der eigenen Website in Google (dann bitte immer in Anführungszeichen) solchen Content Spam finden.
5. Verlinkungen aus Presseportalen mit DoFollow
Verlinkungen aus Presseportalen sind laut den Webmaster Guidelines von Google auf NoFollow zu setzen. Dementsprechend sind Presseinhalte, die mit Follow auf die eigene Seite verweisen, abzuwerten.
6. Seiten ohne Wert
Seiten, von denen niemand eine Verlinkung erhalten will, sind:
● Seiten, die nicht im Google Index sind und/oder
● nicht indizierbar sind und/oder
● nicht crawlbar sind
● und follow Links haben.
In 99% der Fälle vererben solche Seiten negativen Trust.
7. Verlinkungen aus spammy Branchen
Verlinkungen von Seiten, die mit schlechten Inhalten den Wert der verlinkten Seite in Misskredit ziehen möchten. Zum Beispiel Porn, Casino, Kreditgeschäft…
Häufig sind das auch Seiten, die eine gleiche IP-Range, selbe Google Analytics ID etc. besitzen oder aber mit spezifischen Worten (sex, porn, milf, lesbian, casino, glücksspiel …) auffindbar sind.
Für manche Branchen sind das keine Spamseiten. Im Grundsatz bleibt allerdings bestehen, dass schlechte Signale immer schlechte Signale bleiben.
Dazu gehören:
-
gleiche IP
-
selber Google Analytics UA-Code
-
hohe Anzahl von Spiegelseiten
-
Brand + Money Keywords zusammengesetzt im Anker
-
gleichzeitig hoher toxischer Score
8. Forenlinks und Bloglinks
Foren- und Bloglinks, auf denen wiederholt immer wieder die wichtigen Money-Keywords oder Brand-Keywords gesetzt werden, sind schlechte Links. Trotzdem gibt es sehr wohl eine Berechtigung von Forenlinks, vor allem im Local SEO.
Webseiten, die zu einem sehr hohen Anteil mit “NoFollow”-Links arbeiten oder aber einen sehr hohen Anteil an “UGC”- oder “SPONSORED”-Verlinkungen besitzen, werden laut Google als schlecht gewertet.
Diese Links findet man im Audit über die jeweiligen Einstellungen des Linkstatus (Alle, Follow, NoFollow, Sponsored, UGC).
9. Google Bombing
Unter Google Bombing versteht man das Fluten des Google Index mit Kombinationen von Markennamen oder Personen in Verbindung mit diskreditierenden Worten, wie z.B. Pleite, Beruf, … Gegebenenfalls werden solche Verlinkungen auch unterstützt mit gefälschten Pressemeldungen von einem Fake-News-Portal.
Eine solche Manipulation zielt auch auf die Autocompletion im Suchschlitz von Google ab. Dort sollen sich negative Nachrichten vervollständigen, wenn der Nutzer seine Suchanfrage eingibt.
Die erste bekannte Google Bomb verlinkte zu Microsoft mit dem Slogan “More evil than satan”.
Die aktuell letzte Google Bomb war das Ergebnis der Bildersuche für “Idiot”.
Google Bombing - Prominentes Beispiel ist die Bildersuche nach Präsident Trump mit dem Suchwort Idiot.
Für Backlinks gilt, dass typische Worte des Misskredits in der URL oder im Ankertext vorkommen. Hierbei sollte nach Worten gesucht werden, wie z.B. “Fraud, Betrug, verantwortungslos, schlecht, Betrüger …”.
10. Malware-, Phishing-, Viren-Seiten
Manche Seiten dienen dazu, einen Virus zu verbreiten oder Daten abzufischen. Solche Webseiten verlinken dann oftmals zum eigenen Unternehmen oder der Domain.
Im Backlink-Audit-Tool gibt es den Bereich schädliche Umgebung, über den solche Verlinkungen und schlechten Seiten identifiziert werden können.
Kombination unterschiedlicher Negativen Attacken
In vielen Fällen kommt es vor, dass mehrere schlechte Beispiele zusammenfinden, um über eine negative Attacke “erfolgreich” zu sein.
Bestes Beispiel dabei ein Fall von Negative SEO, wie wir ihn im September 2019 gefunden haben. Die Website soihang hat den kompletten Inhalt des SEO Tool Anbieters Ahrefs gespiegelt - bis hin zum Login. Das Ziel ist klar: Abfischen von Zugangsdaten.
Im Rahmen von permanentem Link Risk Management ist dieses Beispiel sehr frühzeitig aufgefallen, so dass wir das Problem direkt an den Hersteller weitergeben konnten, ohne dass hier ein bekannter Schaden entstanden wäre.
Beispiele wie dieses zeigen, wie immens wichtig es geworden ist, Link Risk Management, Link Alerting und ein regelmäßiges Link Audit in die Strategie eines Unternehmens einfließen zu lassen.
False Positives - Warum bei einem Link Audit immer alle Links betrachtet werden sollen
Wir empfehlen bei einem Link Audit immer alle Links manuell zu prüfen, denn manchmal fallen Verlinkungen auf den ersten Blick gar nicht als negative auf.
Das Backlink Audit für diese Domain zeigt einen niedrigen toxischen Wert an. Auch die Auswertung bestätigt Seiten, mit einem eher niedrigen Wert.
Wenn man sich die Seite aber anschaut, dann stellt man fest, dass auf der Seite ein Medikament zur Potenzsteigerung vertrieben wird und dazu im Fußbereich der Seite Teambilder und Adresse eines seriösen Unternehmens verwendet wird, das mit dem Angebot nichts zu tun hat.
Warum ich nicht nachfrage, ob der Link entfernt werden kann...
Bevor ein Disavow gestartet wird, stellt sich immer die Frage, ob man den Webmaster kontaktieren soll, um einen schadhaften oder schlechten Link entfernen zu lassen oder ob dieser einfach ins Disavow übernommen werden sollte.
Outreach ist nicht zwingend notwendig, auch wenn die Google Webmaster Guidelines es dringend empfehlen. Tatsächlich kostet die Kontaktaufnahme und die Entferung von Links Zeit und damit auch Geld.
Aus unserer Erfahrung enden weniger als 5% der Anfragen mit einer erfolgreichen Entfernung der Links.
Schlimmer noch kann eine solche Anfrage einen Webmaster auf dumme Gedanken bringen, wie z.B. einem “link removal ransom”. Hier wird der Anfragende erpresst, einen bestimmten Betrag zu bezahlen oder “es hagelt noch mehr schlechte Links”.
Und als letzten Punkt gilt es zu berücksichtigen, dass der entfernte Link eventuell die Rankings in anderen Suchmaschinen wie Bing, Yahoo, Yandex und ähnlichen betreffen könnte, da diese mit anderen (oder keinen) Algorithmen zur Erkennung schlechter Links arbeiten.
Disavow bei Google platzieren
Wenn Sie sich also entschieden haben, den Link entfernen zu lassen, dann muss das Disavow-File als Textdatei von SEMrush exportiert werden.
Diese Datei muss dann bei Google platziert werden. Dazu besuchen Sie diesen Link.
Wichtig ist, das Disavow in jedes verfügbare Property zu laden. Dabei wird die zuletzt installierte Datei überschrieben mit dem neuen Disavow-File.
Dieser Vorgang ist notwendig. Bitte beachten Sie dabei auch, dass die neue Datei unbedingt auch die alten Inhalte beinhalten sollte, da ansonsten vorher abgewertete Links wieder freigelassen werden. Dies kann zu erheblichem Rankingverlust führen.
In regelmäßigen Abständen sollte die Disavow-Datei überprüft werden. Denn auch schlechte Verlinkungen können sich ggf. mit einem neuem Besitzer der Website zu guten Verlinkungen wandeln. Wir empfehlen deshalb einmal pro Jahr das Disavow-File zu überprüfen.
Erholt sich eine Webseite nach einer Abstrafung wieder?
Sobald Google die Links aus dem Disavow-File besucht hat, ist die Abwertung der Links abgeschlossen. Ab diesem Zeitpunkt kann sich das Ranking verbessern.
Im günstigsten Fall kann so nach drei Tagen bereits ein positives Ergebnis gesehen werden. Im ungünstigen Fall kann sich das aber auch bis zu drei Monate oder mehr ziehen.
Ist die gesamte Website betroffen, dann hat diese (fast) keinen Traffic mehr und das Ranking ist ins Bodenlose geschossen. Vielleicht ist die Website auch aus dem Google Index beseitigt worden.
Nach einer Beseitigung der schlechten Links gibt es enorme Verbesserungen. Meist sind die ehemals guten Positionen wieder erreichbar.
Sind nur einzelne Bereiche betroffen, gibt es nach der Beseitigung der schlechten Links oftmals keine dramatischen Auswirkungen. Rankings verbessern sich in der Regel, aber der Effekt ist nicht spektakulär.
Der häufigste Fehler, der im deutschsprachigen Raum bei Rankingverlusten gemacht wird, ist das Problem an OnPage- oder Content-Probleme zu hängen. Selbstverständlich gibt es solche Fälle auch. In der größten Zahl der von uns behandelten Link Audits waren aber schlechte Verlinkungen schuld am Verlust der Sichtbarkeit.
Ein frühzeitiges Link Audit und danach eine regelmäßige Beobachtung der neu eintreffenden Links hilft, kontinuierlich das eigene Linkprofil zu kontrollieren. Wenn man sieht, wie schnell eine Domain an Sichtbarkeit verlieren kann, wird eines klar:
Link Risk Management sichert die Domain und damit Arbeitsplätze.
Du findenst die Agentur von Ralf Seybold hier: Agentur für Sichtbarkeit